Fa­bri­ti­us lei­te­te Deutsch-Ka­sa­chi­sche Re­gierungs­kom­mis­si­on

Intensive Beratungen zur Situation der deutschen Sprache in Kasachstan in der Sitzung der Deutsch-Kasachischen Regierungskommission für die ethnischen Deutschen in Kasachstan

Die 16. Sitzung der Deutsch-Kasachischen Regierungskommission für die Angelegenheiten der ethnischen Deutschen in der Republik Kasachstan fand am 28. Juni 2018 in Berlin statt. 

Geleitet wurde sie erstmals vom neu ernannten Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Prof. Dr. Bernd Fabritius und dem Stellvertretenden Minister für Auswärtige Angelegenheiten der Republik Kasachstan, Roman Wassilenko. Der deutschen Delegation gehörten auch der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat Stephan Mayer MdB sowie der Vorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Johann Thießen und der Vorsitzende des Jugend- und Studentenrings der Deutschen aus Russland Waldemar Weiz an.

Die Beratungen verliefen in einer freundschaftlichen Arbeitsatmosphäre und zeigten das gemeinsame Interesse beider Staaten an den ethnischen Deutschen in Kasachstan. Die deutsche Seite plant, 2018 die deutsche Minderheit in Kasachstan durch eine finanzielle Förderung von rund 2,4 Millionen Euro jährlich zu unterstützen. Die Arbeit erfolgt in verschiedenen Arbeitsfeldern, die u.a. die Bewahrung der deutschen sprachlichen und kulturellen Identität, die Einbeziehung der Jugend und die soziale Unterstützung der bedürftigen deutschstämmigen Bevölkerung zum Ziel haben.

Die Kommission befasste sich auch mit der Situation der Selbstorganisation und begrüßte die Gründung einer neuen gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans ;Wiedergeburt‘“ als Dachorganisation der Deutschen Kasachstans. Bundesbeauftragter Fabritius dankte dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Stiftung, Dr. Albert Rau, für sein Engagement zur Unterstützung der ethnischen Deutschen. Als Vizeminister für Industrie und neue Technologien a.D. und als Parlamentsabgeordneter verfüge er über exzellente Kontakte in die kasachische Politik und Gesellschaft, aber auch nach Deutschland.

Wörtlich führte er aus: «Ich bin fest davon überzeugt, dass durch sein Engagement die ethnischen Deutschen in Kasachstan ein noch stärkeres Gewicht in der kasachischen Gesellschaft erhalten können. Dies wäre jedoch nur möglich, wenn interne Streitigkeiten beigelegt und die neue Struktur Leitung akzeptiert würden. Der Bundesbeauftragte appellierte nochmals an alle Deutschen Kasachstans, sich am Auf- und Ausbau der neuen Organisation konstruktiv zu beteiligen.»

Wie in den vergangenen Jahren war die Rolle der deutschen Sprache in Kasachstan zentrales Thema der Kommissionssitzung. Die kasachische Regierung strebte ein striktes Drei-Sprachen-Regime für Schulen in Kasachstan an mit Pflichtunterricht in russischer, kasachischer und englischer Sprache. Dies hatte dazu geführt, dass Deutsch an immer weniger Schulen und auf immer niedrigerem Niveau angeboten wurde. Der kasachische Bildungsminister Jerlan Sagadijew hat nun jedoch angekündigt, dass die dritte Sprache nicht zwingend Englisch sein muss, sondern auch Deutsch sein kann. Für die kasachstandeutschen Schüler, aber auch für andere interessierte Schüler, Studenten und Wissenschaftler, die sich für das Erlernen der deutschen Sprache, ein Studium in Deutschland oder eine Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen interessieren, ist dies eine sehr gute Nachricht. Das langjährige Engagement der deutschen Seite und der Selbstorganisation der Kasachstandeutschen war damit letztlich von Erfolg gekrönt. Es gilt nun, durch verstärkte Ausbildung von Deutschlehrern und Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass auch tatsächlich Deutsch an vielen Schulen gelehrt werden kann. 

Erstmals nahm an der Regierungskommissionssitzung auch eine Vertreterin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft teil. Kasachstan ist ein Schwerpunktland der internationalen agrarpolitischen Zusammenarbeit, was sich im Projekt Agrarpolitischer Dialog und im Deutschen Agrarzentrum widerspiegelt. Auch eine Fortführung des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie finanzierten Managerfortbildungsprogramms und eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Ausbildung und Qualifizierung von Arbeitskräften sind angedacht. Im Herbst 2018 wird am Rande einer großen Agrarmesse eine von deutscher und kasachischer Seite gemeinsam organisierte internationale Agrarkonferenz stattfinden. Unter den Kasachstandeutschen sind viele im Bereich der Landwirtschaft tätig; etliche sind sehr erfolgreiche Agrarunternehmer. Projekte in diesem Bereich können also auch Kasachstandeutschen zugutekommen.