KommLern!

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Projekt „KommLern!“ der Jugendstiftung Baden-Württem­berg im Rahmen des zentralen ESF-Projekts AKKU-II

 

Zusammenfassung:

Das Projekt „KommLern!“ hat zum Ziel, Jugendliche und junge Men­schen zu befähi­gen, ein eigenverantwortliches Leben zu führen. Multiplikatoren werden dazu ange­leitet, die Berufsorientierung und Heranführung an die Arbeitswelt bereits kurz nach dem Eintritt der Jugendlichen in eine der weiterführenden Schulen zu beginnen. Durch Netzwerke der Kompetenzvermittlung werden die Ausbil­dungs­reife und Aus­bildungsfähigkeit junger Menschen verbessert und der Ausbildungsweg durch sozial­integrative Maßnahmen flankierend stabilisiert. Dabei werden neue Me­thoden und Lernformen erprobt und berufsorientierte Kooperationen einge­gangen.

Zur Umsetzung der Projektinhalte und der Förderung nachhaltiger Bildungsnetz­wer­ke und Lernverbünde wird die Jugendstiftung innerhalb des Projekts mit unter­schied­li­chen Kooperationspartnern zusammenarbeiten.

Kernziele des Projektvorhabens:

  1. Stärkung der Ausbildungsreife und Ausbildungsfähigkeit durch dialog­orien­tierte Instrumente und Lernpartnerschaften.
  2. Unterstützung bei einer aktiven und frühzeitig einsetzenden Berufsorientierung.
  3. Stärkung der Persönlichkeit und des Selbstvertrauens von benachteiligten Jugendlichen.
  4. Heranführung an das Verständnis von Lebenslangem Leben.
  5. Unterstützungsmöglichkeiten und Hilfsangebote für benachteiligte Jugendliche aufzeigen.
  6. Chancen europaweit kennen und nutzen.

Zielgruppen :

Haupzielgruppe sind Jugendliche und junge Menschen, die Schwierigkeiten beim Über­gang in ein selbstverantwortetes Leben haben und sich schwer tun, in der Ar­beits- und Berufswelt Fuß zu fassen.

Neben den benachteiligten Jugendlichen selbst werden auch deren Eltern einbezo­gen und ihnen Unterstüt­zungs- und realistische Entwicklungsmöglichkeiten für ihre Kinder aufgezeigt.

Gleichzeitig werden auch Jugendliche und junge Menschen angesprochen, die keine ausgeprägten Defizite bei der Ausbildungsreife haben. Nicht zuletzt aufgrund der heu­tigen vielfältigen Möglichkeiten haben auch sie Orientierungsbedarf bei ihrer Be­rufs- und Lebensweg­pla­nung. Die Erfassung europäischer Perspektiven stellt da­bei nochmals eine beson­dere Herausforderung dar. Darüber hinaus sind sie eine wich­tige Zielgruppe im Hin­blick auf die angestrebten Peergruppen-Lern­partnerschaften.

Eine weitere indirekte Zielgruppe sind haupt- und ehrenamtlich tätige Erwachsene, die mit Jugendlichen arbeiten sowie regionale Netzwerkpartner im Themenfeld Über­gang Schule-Beruf.

Wesentliche Projektbestandteile:

1.1. Dialogorientierte Instrumente und Angebote zum Kompetenzerwerb

Interaktive, dialogorientierte Lernangebote ermöglichen Jugendlichen einen eigen­ständigen Kompetenzerwerb und eignen sich gleichermaßen als Methodenangebot für Fachkräfte. Bewährt hat sich dabei ein Medienmix aus Online-Angeboten, Print und Ausstel­lungs­sätzen. Neben der Fachkompetenz wird zusätzlich die Medien- und Methoden­kom­pe­tenz geschult. Die interaktiven Lernangebote sind zudem ein frühes Lernfeld im Hinblick auf lebenslanges Lernen, das ein hohes Maß an Selbstorgani­sa­tion und Methoden­kom­petenz voraussetzt.

Die „Jungen Seiten“ – ein jugendspezifisches, mediales Informationsangebot —  wer­den um einen weiteren Themenbaustein ergänzt, der Möglich­keiten für Jugend­liche aufzeigt, die nicht im ersten Anlauf den Abschluss eins Ar­beits­­ver­trages erreichen. Ein weiterer Themenbaustein wird sich mit dem Arbeitsleben (Arbeitsvertrag, Um­gangs­formen am Arbeits­platz, Familie und Beruf, Weiterbildung) auseinandersetzen.

Für einzelne bestehende Themenbausteine im Internet werden Ausstellungs­sätze analog zur erfolgreichen Ausstellung „Traumberufe“ und der 2007 neu entstandenen Ausstellung zur Schuldenprävention entwickelt und internetge­stützte Lernangebote mit Lernzielkontrolle erarbeitet.

Ziel ist es, durch einen Ausbau des Methodenkoffers über Print, Ausstellungs­sätze, Online-Angebote und Online-Lernkontrollen die Jungen Seiten einer noch größeren Nutzerschicht zugänglich zu machen. Die Materialien ergänzen sich und lassen sich gleichermaßen einzeln nutzen. Damit ist ein optimaler Zuschnitt auf die Zielgruppe, Lernsituation und Zeitressource jederzeit mög­lich.

Auf www.jugendnetz.de wird der Themenbereich Jugend-Technik-Wissenschaft we­sentlich erweitert und interaktiv aufbereitet, um Jugendliche – und hier vor allem auch Mädchen — an Technik und Wissenschaft heranzuführen und Perspektiven auf dem Ausbildungsmarkt aufzuzeigen. Dafür werden in Jugendgruppe erprobte Experi­men­te zum Nachmachen vorgestellt, arbeitsmarktrelevante Links zusammengestellt und zusammen mit Jugend­lichen eine Porträtserie mit  Frau­en aus Technik und Wissen­schaft aufgebaut. Angestrebt ist eine große Viel­falt, die von berühmten Persönlich­keiten wie der Nobelpreisträgerin Ma­dame Curie über Angela Merkel als Physikerin bis zu weiblichen Auszubilden­den in Männerdomänen oder Mädchen, die sich mit Roboter-Technik beschäf­tigen, reichen wird.

Sowohl Blogs wie auch Wikis sind niedrigschwellige An­ge­bote der Web 2.0- Gene­ration, die sich der individuellen Lebenssituation der Nutzer – die hier sowohl Leser wie auch Redakteure zugleich sein können – anpassen und damit vor allem für die Zielgruppe benachteiligte Jugendliche sehr geeignet erscheinen. Als Ergänzung zu den bereits bestehenden Angeboten auf jugendnetz.de und den moderierten Foren werden thematisch ausgerichtete Wikis und Blogs im Jugendnetz erprobt.  

Anknüpfend an Jugendnetz international und seine Funktion als eurodesk-Dezen­tra­le wird ein „Europaführerschein Arbeitswelt“ erarbeitet und der Themenbereich „Arbei­ten in Europa“ ausgebaut. Vermittelt wird Wissen über Fördermöglichkeiten von Aus­landserfahrungen und Ausbildungs­modulen im Ausland sowie rechtliche Rahmenbe­dingungen für Arbeiten inner­halb der EU.

Anlehnend an die Azubi-Porträts der Traumberufe wird eine Porträtserie mit Jugend­lichen und jungen Erwachsenen aufgebaut, die eine Zeitlang im euro­päischen Aus­land gearbeitet, sich dort in einem sozialen Projekt ehrenamtlich eingebracht oder ein Land intensiv bereist haben.

In Kooperation mit der neuen Plattform www.menschenrechte.jugendnetz.de und dem Online-Magazin thema beschäftigen sich Jugendliche mit Europa als gemein­same Identität und Wertebasis und bereiten ihre Ergebnisse interaktiv für jugend-netz.de auf.

1.2. Bildungsnetzwerke:

Im Vorgänger-Projekt KompetenzDialog hat sich gezeigt, dass benachteiligte Ju­gend­­liche und ihre Eltern einen großen Informationsbedarf über individuelle Förder­angebote haben. Das bezieht sich sowohl auf regionale wie auch auf allgemeine An­laufstellen und Angebote zur Berufsvorbereitung und -orientierung und sinnvollen Alter­nativen, wenn die Suche nach einem Ausbildungsplatz erfolglos war. Bestehende Bildungs­netz­werke müssen noch enger geknüpft und Angebote trans­parent gemacht werden, so dass das jeweils individuell Passende gefunden werden kann. Im Projektzeitraum werden in  drei Stadt- und Landkreisen Jugendagenturen und ähnliche Netzwerk­struk­tu­ren modellhaft als Bil­dungs­netzwerke weiterentwickelt.

Ein wichtiges Instrument der Bildungsnetzwerke ist die Datenbank Markt & Jobs des Jugendnetzes. Besonderes Augenmerkt liegt auf der Kategorie „Fit für den Job“, die Unterstützungs-, Förder- und Beratungsangebote vor Ort für Jugendliche mit Über­gangs­schwie­rig­keiten in die Berufswelt aufzeigt. Weitere Schwerpunkte liegen auf den Hauptkategorien Praktika, Mitmachen, Kurse und Mitmachen Ehrensache.

Im Rahmen der Kompetenzfeststellung bei jungen Menschen und deren Kompetenz­er­werb durch außerunterrichtliche Bildungs­an­ge­bote übernimmt  der Qualipass eine wichtige Aufgabe. Hier fungieren  die regionalen Bildungsnetzwerke und anderen be­reits bestehenden regionalen Kontaktstellen als Informationspool und  Vertei­ler­stel­len im Landkreis. Innerhalb des Projektzeit­raumes liegt der Focus ver­stärkt auf Haupt­­­schulen, die in der weiteren Ein­führung und Nutzung des Qualipasses unter­stützt werden. Ziel ist die frühzeitige und lang­fristige Ver­an­kerung des Qualipasses im Schulleben, die Erprobung einer inhaltlichen Wei­terentwicklung zum Ordner „Qua­li­pass + Berufswahl“ und die Heranführung an die Nutzung der Datenbank Markt & Jobs. Dazu werden Begleitmaterialien für Lehrkräfte erarbeitet, die je nach Klas­sen­stufen aufzeigen, wie die Ausbil­dungs­reife ge­fördert werden kann und wie praktische Erfahrungen in der Arbeits­welt bereits ab 11 bis 12 Jahren gesammelt werden kön­nen.

1.3. Lernverbünde

Zwischen Schulen, Trägern der außerschulischen Jugendbildung  und Betrieben wer­den institutionelle Lernverbünde gebildet. Über projektorientierte Kooperationen kom­­men mindestens zwei der drei Institutionen Schule, außerschulische Jugend­ar­beit und Betrieb zusammen und bieten Jugendlichen Angebote zum Kompetenz­er­werb. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf der Berufsorientierung, der Förderung der Ausbildungsreife und Persönlichkeitsstärkung.

Neben den institutionellen Lernverbünden werden generationsübergreifende Lernver­bünde wie Pa­ten­projekte und Peer­gruppen-Lernverbünde aufgebaut und erprobt. Ältere Schüler helfen jün­geren Schülern; Auszu­bildende, Schüler aus Realschule oder Gymna­sium gehen Lernpartnerschaften mit Haupt- und Sonderschülern ein. Da­mit wird ein Ler­nen für alle Partner möglich und neben der Vermittlung von fach­lichen Kompeten­zen ein soziales Lernfeld erschlos­sen. Ein ganz neuer und in seiner Be­deu­tung noch wach­sender Lernort ist dabei die offene Ganztagsschule mit ihren neu entstehenden Nachmittagsangeboten innerhalb des Jugendbegleiter-Programms.

Weiter wird das bereits erfolgreiche Konzept von „Mitmachen Ehrensache“ modell­haft als ganzjährige Aktion ausgebaut und es werden vermehrt jüngere Schülerinnen und Schüler ab 12 Jahren ange­sprochen, die anfangs im Klassenverband bei der Aktion mitmachen. Für Schulklassen und Jugendgruppen, die hier besonders innova­tive Projektvorhaben er­proben, sowie für besonders innovative Aktionsbüros, Bot­schaf­ter und Betriebe wird jährlich ein Sonderpreis ausgeschrieben.

Die Projektergebnisse der Kompetenzangebote im Lernverbund werden auf jugend­netz.de dargestellt und damit einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Ein­zel­ne Projekte halten ihre Er­geb­nisse zusätzlich in eigenen Online-Ma­ga­zinen auf bereits bestehen­den Webseiten von Schulen oder Jugendein­richtungen und im Ju­gend­netz fest. Als Grundlage dazu dient das Redaktiossystem Redax, das von der Jugendstiftung ent­wickelt wird und das Konzept „thema macht Schule“ zur Erstel­lung einer Online-Zeitung und Stärkung der Medien-, Schreib- und Lesekompetenz.

Begleitend erfolgt eine Qualifizierung von sogenannten „Koordinations­mana­gern. Die Koordinationsmanager kommen aus der Schule oder außerschulischen Jugend­bildung und haben die Aufgabe, beim Aufbau des Nachmittagsangebots an Schulen durch Jugendbegleiter beratend zur Seite zu stehen und Rahmenbedingungen für eine län­ger­fristige und nachhaltige Kooperation von Lernverbundpartnern zu schaf­fen. Hierfür sind Basis­wissen in den Bereichen Projekt­ma­na­gement, Netzwerkmana­ge­ment, Genderkom­petenz und Kommunikation not­wen­dig. Weiter benötigen die Koor­dina­tionsmanager ein Grund­ver­­ständ­nis und prak­ti­sche Einblicke in die Spezi­fika und Funktionsweisen der drei Bildungsorte Schule, außerschulische Jugendbil­dung sowie Betriebe. Die Qualifi­zie­rung wird mit einem Zertifikat abgeschlossen.

Nachhaltigkeit des Projektvorhabens

Die dialogorientierten, interaktiven Instrumente zum Kompetenzerwerb stehen auch nach der Projektlaufzeit zur Verfügung. Insbesondere die Ergänzung durch Material für Multiplikatoren schafft die Voraussetzung für eine Übertragung und Nutzung über den Projektzeitraum hinaus.

Hauptziele im Bereich der Themenfelder Lernverbünde und Bildungsnetzwerke sind die Konzept- und Strukturentwicklung. Bildungskonzepte, die verschiedene Bildungs­träger und Bildungsorte zusammenbringen, werden erprobt und auf ihre Übertragbar­keit in andere Orte und Regionen hin überprüft. Es geht darum, vorhandene Res­sour­­cen zu nutzen, zusammenzuführen und in ihrer Bildungswirksamkeit zu opti­mie­ren sowie notwendige Rahmenbedingungen zu bestimmen, die für die Einbin­dung von Ehrenamtlichen und Jugendlichen in Lernverbünde wichtig sind. Koordinierungs­manager werden geschult und können so den nachhaltigen Struktur­aufbau unterstüt­zen. Zum Aufbau der Bildungsnetzwerke wird an bereits beste­hende Strukturen an­ge­knüpft, die über das Projekt ihr schon bestehendes Profil weiter ausbauen und stärken können.